Wie wollen wir leben?

Kategorie  Lebensberatung

Eine Frage, die sich in herausfordernden Zeiten und Krisen stellt und traditionell auch zum Jahreswechsel. Die Tage zwischen den Festen werden gerne dazu genützt, Ordnung zu schaffen und das vergangene Jahr abzuschließen, um für einen Neubeginn bereit zu sein. Nicht nur Unterlagen werden sortiert und ausgemistet, auch so manche Schublade, Kleiderschränke und Ecken in Kellern und Dachböden.

Auch innerlich und in Gedanken wird Ordnung geschaffen. Man vergegenwärtigt sich die Höhe- wie auch die persönlichen Tiefpunkte des abgelaufenen Jahres, erinnert sich an freud- wie auch leidvolle Augenblicke und zieht daraus seine Schlüsse.

Was möchte ich beibehalten, weil es gut gelaufen ist? Wo sind Änderungen notwendig? Was möchte ich erreichen? Welche Ziele habe ich? Was sind meine Träume, meine Herzenswünsche, die ich verwirklichen möchte?

Das Leben steht am Prüfstand. Dabei gilt es zwischen äußeren und inneren Faktoren zu unterscheiden. Auch wenn man allein und zurückgezogen lebt, so ist doch kein Mensch eine Insel! Von Geburt an sind wir auf Andere angewiesen und werden von diesen beeinflusst und geprägt. Das wird dann im Laufe unseres Heranwachsens zum Maßstab – notwendig für einen Rahmen, für eine erste Orientierung im Leben.

Pubertät & Adoleszenz

Zum ersten Mal bewusst wird uns das in der Pubertät, eine meist recht dramatische Entwicklungsphase, wo sich nicht nur augenscheinliche körperliche Veränderungen ereignen – die Geschlechtsreife und Fortpflanzungsfähigkeit setzen ein – sondern auch in psychischer Hinsicht.

Die Adoleszenz, die Passage von der Kindheit hin zum Erwachsenen ist die Zeit im Leben, wo Selbstbestimmung mittels der Frage, „Wie will ich leben?“, erstmals zum Thema wird. Als erste Orientierung dient „der Andere“ – seien es die Eltern, Geschwister, Freunde und Verwandte, Lehrer, Vereine, Idole, Stars, etc. – wobei diese einerseits als Vorbilder dienen können, andererseits auch als Objekt der Abgrenzung: so will ich auf keinen Fall sein!

 

Jeder Teenager sieht sich so mehr oder weniger hin- und hergerissen zwischen den Polaritäten von Nähe und Distanz, Sehnsucht und Abscheu, Verherrlichung und Hass, Liebe und Angst, Freiheit und Zwang. Abgeschlossen ist diese Entwicklungsphase dann, wenn der Teenager seine Balance und somit seinen Standpunkt gefunden hat. Wobei dies ein dynamisches Gleichgewicht ist, das flexibel sein muss, um sich den Umständen des Lebens, der Bewegung immer wieder anpassen zu können.

Ich bin immer wieder zu tiefst berührt, wie enthusiastisch Simon Sinek über das Abenteuer Leben sprechen kann. Er findet Worte, die auch einen Abschnitt von meinem Lebensweg beschreiben, nämlich der Zeit, wo ich auf „große Fahrt“ gegangen bin.

Gelegenheiten wahrnehmen

Als Sonntagskind, das ich bin, fallen mir immer wieder Gelegenheiten zu und ich habe mir den „Luxus“ geleistet, einige davon wahrzunehmen auf Kosten eines „herkömmlichen“ Lebenslaufs, eines Erfolgs- und Karrierewegs. Was ich im Gegenzug erhalten habe, ist mit nichts in der Welt aufzuwiegen!

Die Erlebnisse sind dann besonders während meines Studiums zu Lebens- und Welterfahrungen geworden, woraus wertvolle Erkenntnisse entstanden sind, die ich besonders in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen weiter geben darf.

Aus-, Um- und Durchbrüche

Solche Aus- und Umbrüche finden nicht nur in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter statt, sondern auch immer dann, wenn Lebensabschnitte zu Ende gehen und Veränderungen anstehen. Viele erleben die so genannte Midlife-Crisis zwischen dem 40. Und 50. Geburtstag, eine Pensionskrise und einige überfällt es sogar im Urlaub, was als Liegestuhl-Depression bezeichnet wird. Sind die Kinder aus dem Haus, definiert man sich nicht mehr über berufliche Leistung oder tritt man einfach einmal aus dem alltäglichen Hamsterrad heraus, kommen Fragen an die Oberfläche und ins Bewusstsein, die man ansonsten gerne verdrängt und in den Hintergrund verschiebt. Nun werden sie aber drängend, zwingen sich auf penetrante Weise so lange auf, bis man sich ihnen stellt.

Nur allzu oft stellt man sich einem Bereich im Leben und findet nur allzu schnell heraus, dass es dabei nicht bleibt, sondern die Krise sich auf das Ganze und Große des Menschseins bezieht. Da ist man dann schnell überwältigt, sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr und droht sich zu verlieren. Man vergisst schnell, dass jede Krise Bedingung für Veränderung und Neuausrichtung ist und getraut sich meist nicht, Hilfe und Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Gerade in solchen Zeiten ist es jedoch wertvoll, eine neutrale Stimme im Außen zu haben, die durch den Prozess begleitet und Hilfestellung gibt, wenn man selbst den Überblick zu verlieren droht. Professionelle Helfer übernehmen den Part des Anderen, an dem man sich anlehnen, orientieren, aber auch reiben und abgrenzen kann – sie sind darin geschult, den Raum zu geben und zu halten, was Partner, Familie und Freunde allzu oft überfordert.

Selbstbestimmt leben.

Für ein selbstbestimmtes Leben ist es wichtig, eine selbstbewusste Haltung gegenüber der Außenwelt einzunehmen und dementsprechende Entscheidungen zu treffen und zu handeln. Aber auch über die eigene Innenwelt, das Denken, Wollen und Erleben zu bestimmen.

Dazu ist es hilfreich, ja geradezu notwendig, sich im eigenen Erleben zum Thema, sich selbst zum Gegenstand des Nach-denkens zu machen. Reflexion setzt als prüfendes Nachdenken ein – und kann auch in seiner physikalischen Bedeutung verstanden werden, als „Zurückwerfen von Wellen an einer Grenzfläche“.

Die eigenen Projektionen, Zuschreibungen und Deutungen, die „Wellen“, die wir aussenden, werden uns vom Anderen, der „Grenzfläche“, in Form von Menschen und Umständen, auf uns zurück geworfen. Diese Spiegelungen sind wertvoll, wenn wir lernen, sie für Erkenntnisse und unser persönliches Wachstum zu nutzen. Ansonsten bleiben sie oft schmerzvoll und halten uns in einer Opferrolle, wo wir nur noch reagieren, anstatt unser Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen.

Raus aus der Komfortzone.

Vor allem kreative Techniken helfen, das Unbewusste an die Oberfläche zu holen und ins Bewusstsein zu bringen. Kreativität braucht ein Einlassen, eine Hingabe an den Augenblick und das Aufgeben von Kontrolle. Den eigenen Zensor einmal ausschalten und das tief Verborgene zum Vorschein kommen lassen. Egal was dabei rauskommt, es ist immer eine Katharsis, eine Reinigung und ein Durchbruch zu einem Stück mehr an Authentizität. Dabei geht es nicht um Können oder gar um Perfektion, sondern darum, sich auszuprobieren und so noch unbekannte Seiten von sich kennen zu lernen. Wagt man sich erst einmal aus der eigenen Komfortzone raus, wird aus der Angst, sich lächerlich zu machen schnell Stolz auf den eigenen Mut und die Bereitschaft, ein Wagnis, ein persönliches Risiko einzugehen. Man erfährt sich erstmals seit langer Zeit in seiner Kraft und Stärke.

„Wer sich in dem, was er ist, nicht ausdrückt, verpasst eine Möglichkeit zu erkennen, wer er ist.“ (Peter Bieri)

Selbsterkenntnis ist das Abenteuer des Lebens und voller Wunder – nicht zuletzt stand auch schon am Eingang des antiken Tempels von Delphi „Erkenne dich selbst“. Die Einblicke, die man daraus gewinnt, sind Durchblicke und essentiell für jedes Menschsein, essentiell für das Leben. Ein Leben, das sinnvoll, wertvoll und lustvoll ist.

Ich bin bereit für dieses Abenteuer und freue mich, mit dir ein Stück des Weges zusammen zu gehen!

Ihre Karin Ohrner

Ihre Karin Ohrner

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